Würfelbecher statt Smartphone, Zeus statt Algorithmus. Im antiken Griechenland war Glücksspiel kein bloßes Freizeitvergnügen, sondern fand mitten im Alltag, in der Religion und letztlich auch der Gesellschaft statt. Von einfachen Bürgern bis zu Philosophen – alle wagten ihr Glück, in Gassen oder daheim. Ein Blick in die antiken Spiele zeigt also weitaus mehr als nur Würfel und Brettspiele; nämlich gesellige, griechische Kultur in ihrer reinsten Form.
Von Würfeln und Knöchelchen
Ein kurzes Gedankenspiel: Philosophen debattieren auf der Agora, auf dem Marktplatz der Stadt wird Politik gemacht und mittendrin das Rascheln von Knöchelchen! Astragaloi, ein Geschicklichkeitsspiel, das keine modernen Würfel nutzte, sondern kleine Knochen, die von Tieren stammten. Später wurden sie aus Ton gefertigt und bildeten die Anfänge des antiken Glücksspiels, dessen erste Hinweise bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen.
Genutzt wurden beispielsweise vier Stück im Spiel beim „Wurf der Aphrodite“ und die richtige Kombination brachte Ruhm und Ehre. Glück allein reichte jedoch nicht. Astragaloi erforderte Geschick, die richtige Handhabung, um die Knöchelchen präzise zu werfen und die gewünschte Kombination zu erzielen.
Daneben gab es „Heads or Tails“, hierzulande auch Kopf oder Zahl genannt, das anfangs mit Muscheln gespielt wurde. Auch „Pitch and Toss“ war beliebt, bei dem Spieler Münzen an die Wand warfen und auf gerade oder ungerade Zahlen hofften, ähnlich wie im heutigen Roulette.
Kottabos war ein Glücksspiel der anderen Art, oft mit Trinkgelagen verbunden. Spieler schleuderten die Reste ihres Weines aus einem Gefäß, versuchend, ihn in ein Ziel zu treffen. Die Art des Aufpralls bestimmte den Ausgang, und war oft mit Wünschen oder Orakeln verbunden. Charakteristisch für Kottabos war, dass die Spieler traditionell auf einem Sofa (Kline) liegend spielten. Das belegen heute gut erhaltene Vasenmalereien, Reliefs und andere bildliche Darstellungen, die in archäologischen Museen zu finden sind.
Zusätzlich erzählen Mythen von Zeus, Hades und Poseidon, die ihre Himmelsreiche per Würfelwurf (oder eben Knöchelchenwurf!) unter sich aufteilten. Philosophen wie Platon sahen das Glücksspiel hingegen kritisch. Doch dem Reiz des Zufalls konnten sich nur wenige entziehen, immerhin war Astragaloi so beliebt, dass es selbst in den Werken Homers seinen Platz fand.
Das Prinzip des Glücksspiels hat bis heute überlebt, nur die Kulisse hat sich geändert und wurde vom antiken Marktplatz ins Internet verlegt. So finden sich in deutschen Online Casinos für griechische Spieler einige Titel, die an die alte Zeit angelehnt sind, jedoch in modernem Gewand daherkommen. Vor allem der Kampf zwischen den Göttern wird in Online Spielautomaten thematisch immer wieder aufgegriffen!
Einfluss der Götter
Göttliche Unterstützung in jeder Lebenslage? Im antiken Griechenland war das ganz normal. Ähnlich wie heutige Sportler Rituale pflegen, vor einem Kampf oder einer Partie beten oder in den Himmel zeigen, versuchten die Spieler, Zeus, Hades und Poseidon mit Opfergaben gnädig zu stimmen.
Die Gaben reichten von Tieropfern wie Rindern, Schweinen, Hühnern oder Schafe, deren Innereien oft als Orakel dienten, bis hin zu Trankopfer wie Milch, Öl, Wein und Weihrauch. Besonders Hermes und Pan, als Schutzpatrone des Spiels, wurden in Tempeln wie dem der Athena Skira um Hilfe gebeten.
Recht und Regel
Wo die Demokratie erwächst, liegen Rechte und Regeln nicht fern. So versuchte man bereits im antiken Griechenland das Glücksspiel zu regulieren. Athen und andere Stadtstaaten erließen Gesetze, um exzessives Spielen und seine negativen Folgen einzudämmen. Dadurch wollte der Staat die öffentliche Ordnung und die moralischen Werte schützen. Ein Vorhaben, das sich bis heute durch die Geschichte der Glücksspielregulierung zieht.
Fast 2500 Jahre später gilt Las Vegas als die Brutstätte des modernen Glücksspiels und glänzt mit riesigen Casinos und Millionen-Jackpots. Doch auch hier ist die Regulierung alles andere als einfach. Der Staat versucht, ein lohnendes Geschäft zu kontrollieren und gleichzeitig Spielsucht vorzubeugen, indem zwar ein Übermaß an Möglichkeiten geboten wird, jedoch strikte Altersbeschränkungen gelten und in einigen Bundesstaaten wie Utah und Hawaii das Glücksspiel ganz verboten ist.
Deutschland findet sich irgendwo dazwischen wieder. Lange Zeit galt ein eher restriktives Modell, heute hingegen existiert ein duales System, bestehend aus staatlich kontrollierten Lotterien und Sportwetten, gepaart mit streng regulierten Online-Angeboten. Spielerschutz, Bekämpfung von Geldwäsche und Steuergerechtigkeit stehen seit des Inkrafttretens des Glücksspielstaatsvertrags 2021 klar im Mittelpunkt.
Was wir aus der Antike lernen können
Spätestens jetzt sollte klar sein, dass die Jagd nach dem Glück keine Epochen kennt. Schon die alten Griechen wussten, dass es beim Glücksspiel nicht nur ums Gewinnen geht, sondern auch um den Spaß und die soziale Interaktion. Astragaloi und „Kopf oder Zahl“ zeigen, dass die Mischung aus Strategie und Zufall schon damals etwas war, dass die Leute zusammenbrachten. Die Antike lehrt uns aber auch, dass verantwortungsvolles Spielen und klare Regeln wichtig sind, damit der Spaß erhalten bleibt!